Synopses & Reviews
Wodurch zeichnet sich eine demokratische Gemeinschaft trotz ethnischer Differenz aus und was beeinflusst ihre Entstehung und Persistenz? Zur Beantwortung dieser Frage werden normative Demokratietheorien und empirisch-analytische Sozialtheorien verbunden mit dem Ziel, Modelle demokratischer Gemeinschaft im Hinblick auf ethnische Differenz zu unterscheiden. Die hierfür relevanten Identifikationsprozesse mit der politischen Gemeinschaft sowie zentrale Einflussfaktoren hierauf werden anhand ausgewählter Ergebnisse verleichender empirischer Studien betrachtet. Dies ermöglicht einen ersten Vergleich der Persistenz von Demokratie als Regimeform sowie des spezifischen Typs demokratischer Gemeinschaft. Die Benennung modell-interner Spannungen und Entwicklungsdynamiken soll letztlich das Verständnis eines friedlichen demokratischen Prozesses in multi-ethnischen Gesellschaften fördern.
Synopsis
Einleitung Einleitung "What people often mean by getting rid of conflict is getting rid of diversity, and it is of the utmost importance that these should not be considered the same" (Follett 1924: 300). Die Regierungsform der Demokratie hat besonders in der zweiten Halfte des letzten Jahrhunderts einen beeindruckenden Siegeszug hinter sich. Immer mehr Lander wurden demokratisch und selbst jene, die es (noch) nicht sind, beteuern, auf dem Weg dorthin zu sein oder die in Wahrheit bessere Demokratie eingefuhrt 1 zu haben. Spatestens seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende der sozialistischen Ara in vielen mittel- und osteuropaischen Staaten fehlt eine vor der Weltgesellschaft legitimierbare Systemalternative (Dahl 1998: 1). Diese normative Starke von Demokratie an sich darf jedoch nicht daruber hinwegt- schen, dass ihre Einfuhrung und Aufrechterhaltung ein voraussetzungsvolles Unterfangen ist. Insbesondere die Erfahrung der Transformation demokratischer in autoritare oder totalitare politische Systeme lie die Frage nach den Bed- gungen fur die Funktionsfahigkeit eines demokratischen Systems und seiner Stabilitat zu einer leitenden Problemstellung der Politikwissenschaft nach dem 2 Zweiten Weltkrieg werden (vgl. Kaase 1995: 204). Antidemokratische Ub- zeugungen und Bewegungen gehen heute vor allem mit fanatischem National- mus oder religiosem Fundamentalismus einher. Besonders aktuell hinsichtlich der Stabilitatsbedingungen einer Demokratie ist vor diesem Hintergrund die Frage, ob demokratische Werte in der Bevolkerung verankert sind, also die Frage nach der politischen Kultur eines Landes. Die politische Kultur sollte mit der politischen Struktur ubereinstimmen - so lautet die Grundpramisse der politischen Kulturforschung.
About the Author
Dr. Andrea Schlenker-Fischer ist Oberassistentin am Lehrstuhl für Politische Theorie des Politikwissenschaftlichen Seminars der Universität Luzern.
Table of Contents
Gemeinschaft und ihre Konstruktion - Konfliktträchtigkeit ethnischer Differenz? - Der Demos: Politische Gemeinschaft bei Liberalen, Republikanern und Kommunitaristen (Wieviel Gemeinschaft soll sein?) - Ein multi-ethnischer Demos: Gemäßigter bis starker Multikulturalismus - Verhältnis von Demos und Ethnos: Modelle demokratischer Gemeinschaft im Hinblick auf ethnische Differenz - Bestandsaufnahme: Identifikation mit der politischen Gemeinschaft - Institutioneller Einfluss - Gruppenbasierter Einfluss u.a.