Synopses & Reviews
Synopsis
1.1 Fragestellung Ein individueller Kinderwunsch ist ein historisch neues Phanomen. Erst seit kurzem konnen breite Bevolkerungskreise eine bewute Entscheidung fur oder gegen ein Kind fallen. Noch fur die Generation unserer Gro- und Ur- groeltern stellten Kinder die erwartete und nahezu unvermeidbare Folge einer ehelichen Partnerschaft dar. In fruheren Jahrhunderten waren Emp- fangnis, Geburt und Tod in eine religiose und soziale Ordnung eingebun- den. Die Grunde fur Kinder waren eher auerliche, Kinder zu haben galt als religiose Verpflichtung, sie waren okonomisch notwendig als Arbeitskrafte oder dienten dazu, den eigenen Namen bzw. ein Geschlecht weiterfuhren. Seit den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts verfugen breite Bevolke- rungsgruppen uber sichere Methoden der Empfangnisverhutung. Aufgrund der Moglichkeit eines Nein zu Kindern entstand uberhaupt erst die Voraus- setzung fur ein bewutes Ja Die Frage, ob man Kinder haben mochte, hat sich von einer kollektiven Norm zu einer individuell motivierten Entschei- dung gewandelt. Daher sprechen Sozialwissenschaftler von einem sakulari- sierten, individualisierten oder intrinsisch motivierten Kinderwunsch (Beck- Gernsheim, 1988; Sichtennann, 1986; Mittag & Jagenow, 1984, 1985; v. Rosenstiel et al., 1986). Neue medizinisch-technische Moglichkeiten wie si- cherere Empfangnisverhutung und Reproduktionstechniken fuhrten zu einer weitgehenden Trennung von Sexualitat und Fortpflanzung. Heute verfugen Eltern uber eine bisher hochSbnogliche Freiheit, sowohl die Anzahl ihrer Kinder als auch die Zeitpunkte der Geburt von Kindern zu bestimmen. Die sehr private Wahlmoglichkeit schafft eine neue Norm zu einem verantwor- tungsbewuten Ja bei der Entsdleidung fur Kinder.