Synopses & Reviews
Synopsis
This series publishes original contributions which describe and theoretically analyze structures of natural languages. The main focus is on principles and rules of grammatical and lexical knowledge both with respect to individual languages and from a comparative perspective. The volumes cover all levels of linguistic analysis, especially phonology, morphology, syntax, semantics, and pragmatics, including aspects of language acquisition, language use, language change, and phonetical and neuronal realization.
Synopsis
Valja Werkmann untersucht auf der Grundlage der Chomskyschen Grammatiktheorie sowie der j ngsten Ergebnisse der Informationsstrukturierung die Syntax, Morphologie und Semantik der Objektklitika des modernen Bulgarischen. Der Begriff Klitikon stammt aus dem (Alt-)Griechischen und leitet sich von dem Verb (sich neigen, sich beugen) ab. Die griechischen Grammatiker bezeichneten ein Element als klitisch, das sich zu einem anderen Element hin "neigt" und mit diesem mehr oder weniger eng verbunden ist. Mithin sind die Klitika Elemente, die ein St tzwort ben tigen. Sie k nnen diesem vorangehen oder folgen. Die Klitika sind keine freien, unabh ngigen W rter, aber auch keine affigierten Elemente. Sie nehmen eine Art Sonderstellung ein. In einem der wenigen Definitionsversuche bezeichnete Pike (1947) sie als "... intermediate between words and affixes, when these morphemes are grammatically loosly bound, but phonologically tightly bound to a free word to which they are adjacent." Genau diese Eigenschaften besitzen die bulgarischen Objektklitika, die zusammen mit dem Verb einen Komplex bilden und nicht isoliert auftreten k nnen. Eine andere Besonderheit dieser Klitika besteht darin, da sie einerseits als pronominale Objekte im Satz fungieren, andererseits aber auch lexikalisch realisierte Objekte verdoppeln k nnen. Diese sogenannte Objektverdoppelung bedeutet, da eine Argument-Nominalphrase gleichzeitig mit einem Klitikon im Satz vorkommt, das ihre Person-, Numerus-, Genus- und Kasus-Spezifikationen verdoppelt. Mit dieser Untersuchung wird der Versuch unternommen, die Eigenschaften bulgarischer Objektklitika mit den Mitteln einer formaler Satzgrammatik zu beschreiben und eine konsistente Klitiktheorie des Bulgarischen zu schaffen, die mit dem Lexikoneintrag der Objektklitika beginnt, ihre syntaktischen und phonologischen Besonderheiten gleicherma en ber cksichtigt und sie in eine syntaktische Struktur von S tzen einbaut, welche den Anforderungen der Informationsstruktur gen gt. Das Dilemma, da die Objektklitika einerseits Kopf-Kategorien darstellen, andererseits aber thematische Rollen vom Verb erhalten und als seine Argumente fungieren, wird dadurch gel st, da sie in den Argumentpositionen des Verbs basisgeneriert werden. Ein Objektklitikon wird als funktionaler Kopf einer Referenzphrase analysiert, welche die Nominalphrase als Komplement hat. Die Referenzphrase nimmt die Argumentposition des Verbs ein, wodurch sie als Objekt des Verbs fungiert. Auf diese Weise werden die drei M glichkeiten der syntaktischen Realisierung von Objekten im Bulgarischen einheitlich erfa t, n mlich wenn das Objektklitikon allein vorkommt, wenn nur die Nominalphrase das Objekt des Verbs repr sentiert und wenn diese Nominalphrase durch ein Objektklitikon verdoppelt wird. Die Analyse l st das Problem der fehlenden komplement ren Distribution zwischen Objektklitika und Nominalphrasen in Objektfunktion. Sie bietet eine einheitliche Erkl rung der allein auftretenden sowie der verdoppelnden Objektklitika an. Au erdem erlaubt sie, dem spezifischen informationsstrukturellen Beitrag der klitischen Pronomen in diesen Konstruktionen Rechnung zu tragen.