Synopses & Reviews
Synopsis
Excerpt from Neuhochdeutsche Metrik: Ein Handbuch
Satz aus den Naturwissenschaften: dass in Wirklichkeit nur die Individuen vorkommen, die Gattungen aber bloss im mensch lichen Denken bestehen. Die individuellen Kunstwerke ent stehen nicht auf dem logischen Wege und sie sind darum auch nicht an unsre Rubriken gebunden. Die Wirklichkeit ist in der Kunst wie in der Natur voll von Widerspruchen. Aber die Theorie muss sich von solchen \viderspruchen frei halten und den Gesetzen der Logik folgen. Gattung gegen Gattung stellen ist ein logischer Prozess. Von der Poesie die genaueste Beobachtung des Rhythmus selbst auf Kosten des Wortaccentes fordern und umgekehrt von der Musik die strengste Beobachtung der naturlichen Betonung, das ist verkehrt; denn die Hauptsache bleibt in der Poesie immer der Sinn, in der Musik der Rhythmus.
Wenn aber hier rhythmisch-musikalische und metrische Anforderungen mit einander in Gegensatz gebracht werden, so ist dabei wohl zu beachten, dass z. B. Die Komposition eines dichterischen d104es nicht allein der Musik sondern auch der Poesie angehort. In der Musik sind die Tone Selbstzweck, in der Dichtung nur Mittel, denn der Haupt zweck ist hier der Sinn. Nur in der Musik haben wir den reinen Rhythmus, in der Dichtung den angewandten. Aber nur die Instrumentalmusik, nicht der Gesang, stellen uns diesen reinen, nicht angewandten Rhythmus vor. Weit besser als in Noten fur das Auge setzt man sich darum die Schemata unserer Verse gleich fur das Ohr um, indem man sie sich vokalisierend versagt oder indem man sie auf dem Klavier anschlagt; so allein wird man den rhythmischen Charakter der Versarten rein erkennen. Wenn aber auch jeder komponierte d104 ein metrisches Element enthalt, so ist er doch fur die Metrik nur in so weit zu brauchen, als er den in dem Rhythmi zomenon enthaltenen naturlichen Rhythmus wirklich zu Gehor bringt und nicht etwa einen vollkommeneren an die Stelle setzt.
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