Synopses & Reviews
Die Umstellung von dezentralen zu zentralen Abiturprüfungsverfahren in der Mehrheit der Bundesländer hat unter dem Stichwort 'Zentralabitur' in jüngster Zeit besondere Aufmerksamkeit erfahren. Dabei werden seitens der Bildungspolitik insbesondere die zentral gestellten Prüfungsaufgaben als geeignetes Steuerungsinstrument angesehen, um die bundesweit gültigen Prüfungsstandards (EPA) flächendeckend umzusetzen und damit die Qualität und Vergleichbarkeit in der gymnasialen Oberstufe und im Abitur weiterzuentwickeln. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass bezüglich der intendierten Wirkungen kaum auf wissenschaftliche, empirisch abgesicherte Erkenntnisse zurückgegriffen werden kann. Der Band der Reihe „Educational Governance" greift bestehende Forschungsdesiderata auf und bietet empirische Befunde zum Steuerungs- und Innovationspotenzial von (zentralen) Abschlussprüfungen vor dem Hintergrund einheitlicher Prüfungsstandards.
Synopsis
Mit der Abiturprufung zum Abschluss der gymnasialen Oberstufe erwerben Schulerinnen und Schuler die allgemeine Hochschulreife, die ihnen als hochster erreichbarer Schul- schluss des allgemein bildenden Schulwesens in der Bundesrepublik Deutschland (formal) den Zutritt zu allen Studienfachern an deutschen Hochschulen aber auch den Weg in eine 1 vergleichbare berufliche Ausbildung ermoglicht. Sie blickt auf eine mehr als 200-jahrige Geschichte zuruck, wobei seit deren Implementierung immer wieder intensive Diskurse uber Verfahren, Inhalte und letztlich auch den Wert dieser Abschlussprufung gefuhrt wurden und werden. So steht die Abiturprufung am Ende der allgemein bildenden Sek- darstufe II auch gegenwartig in der Diskussion um die Qualitat schulischer Bildung und Massnahmen zu ihrer Verbesserung immer wieder im Fokus des Interesses. Die Abiturprufung zwischen Einheit und Vielfalt Historisch betrachtet liegen die Ursprunge der Abiturprufung und der ihr vorgelagerten gymnasialen Oberstufe im spaten 18. bzw. fruhen 19. Jahrhundert; zu diesem Zeitpunkt ersetzte Preussen als erster deutscher Staat uber die drei Abiturregelements von 1788, 1812 und 1834 schrittweise die bis dahin praktizierte akademische Aufnahmeprufung der Uni- 2 versitaten durch eine schulische Abschlussprufung an Gymnasien. So entwickelte sich das bis heute bestehende staatliche Berechtigungswesen: Schulen bescheinigen ihren Absolv- tinnen und Absolventen eine unter staatlicher Kontrolle erbrachte Leistung und die jeweils abnehmenden Systeme (Universitaten, Ausbildungsbetriebe etc.) verlassen sich auf diese Zertifikate. Damit ist die Berechtigung zu einem Hochschulstudium funktional an das Abitur als Schulabschluss gekoppelt."
About the Author
Dr. Svenja Mareike Kühn ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Bildungsforschung, Arbeitseinheit Bildungssystem- und Schulentwicklungsforschung am Institut für Pädagogik an der Universität Duisburg-Essen.
Table of Contents
Abiturprüfungsverfahren unter veränderten Rahmenbedingungen - Tendenzen der Schulentwicklung seit den 1990er Jahren: steuerungstheoretische Aspekte - Zentrale Abschlussprüfungen in der Diskussion - Eine Prüfung, 16 Verfahren: Zur Heterogenität (zentraler) Abiturprüfungsverfahren in Deutschland - Aufgaben in der Abiturprüfung - Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Analyse von Prüfungsaufgaben - Perspektiven für die Praxis und Forschung