Synopses & Reviews
Es wird immer wieder behauptet, dass sich Sozialleistungsempfänger wegen mangelnder Lohnanreize gegen die Aufnahme von Arbeit entscheiden und damit dauerhaft in Armut verbleiben (Armutsfallentheorem). Sozialpolitische Reformen setzen aufgrund dieser Befürchtungen zunehmend auf "Arbeit gegen Armut". Ronald Gebauer untersucht in einem ersten Schritt historisch-soziologisch die Auffassung, dass Arbeit der Schlüssel zur Lösung des Armutsproblems in modernen Gesellschaften ist. In einem weiteren Schritt werden die theoretischen Grundlagen des Armutsfallentheorems diskutiert. Wie verhält es sich aber nun mit dem Realitätsgehalt des Armutsfallentheorems? Die meisten empirischen Untersuchungen belegen, dass Sozialleistungsbezug überwiegend kurzfristiger Natur ist. Ausgehend von diesen Ergebnissen wird eine eigene Datenauswertung des Sozio-ökonomischen Panels (Sozialhilfe) vorgestellt.
Review
"Insgesamt ein interessantes Buch, das nicht nur für Soziologen und Politikwissenschaftler lesenswert ist [...]." caritas in NRW, 03/2007 "Ronald Gebauer entlarvt mit seiner theoretischen und quantitativ-empirischen Arbeit das ökonomische Armutsfallentheorem aus einer soziologischen Perspektive als einen Mythos." www.socialnet.de, 04.06.2007
Synopsis
In Deutschland hat sich etwas getan. Zu dieser Einschatzung gelangte jungst in ihrem aktuellen Bericht "Doing Business 2006" auch die zur Weltbankgruppe gehorende International Finance Corporation (IFC). So jubelte der Chefvolkswirt der IFC, Michael Klein, im Handelsblatt: "Es hat sich ganz einfach etwas getan in Deutschland - insbesondere auf dem Arbeitsmarkt. Wenn man die Reformen in Deutschland mit denen anderer Lander vergleicht, dann war das relativ viel. " Und in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "Mit Blick auf den Arbeitsmarkt war Deutschland 2004 der Top-Reformer. " Insbesondere die Lockerung des Kundigungsschutzes und die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialh- fe fanden beim Chefvolkswirt der IFC ein sehr positives Echo. So werde durch die Reformen die Suche nach Arbeit erleichtert. Langzeitarbeitslose konnten nun befristete Stellen annehmen um ihre Qualifikation zu verbessern. Das klingt angesichts der offentlichen Kritik vor und wahrend der Einf- rung des Arbeitslosengelds II fast ein wenig zu erfreulich. Wer hatte das gedacht, dass nach einer Zeit heftiger Proteste im Herbst des Jahres 2004, der fast kata- rophal zu nennenden Einfuhrung des Arbeitslosengeldes II zum Jahreswechsel 2004/2005 und den zum Teil erheblichen finanziellen Einschnitten, denen sich ehemalige Arbeitslosenhilfe- und Sozialhilfeempfanger seitdem konfrontiert sehen, die Reformen letztendlich doch noch ein so positives Echo finden w- den? Indes allzu viel Euphorie scheint dennoch unangebracht. Diesen Eindruck will selbst der deutsche Weltbankvertreter nicht erwecken: Zwar sei nicht von der Hand zu weisen, dass sich die Perspektiven fur Wachstum und Beschaf- gung verbessert haben.
About the Author
Ronald Gebauer ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich 580 an der Universität Jena.
Table of Contents
Die Struktur des Verhältnisses von Armut und Arbeit - Freiwillige und unfreiwillige Arbeitslosigkeit in den Konzepten der modernen Wirtschaftstheorie - Arbeitslosigkeit und "Armutsfalle" - "Armutsfalle", Sozialhilfe und Arbeitslosengeld II - Die Armutsfalle im interdisziplinären Kontext - Gibt es eine Armutsfalle in der bundesdeutschen Sozialhilfe?