Synopses & Reviews
Synopsis
kuss ion unterschiedlicher und benachbarter Forschungsdisziplinen, etwa der Kunst- und Kulturwissenschaft, der Volkskunde, der Theologie, der Soziolo gie, der Psychologie, ganz zu schweigen von naturwissenschaftlichen Debat ten im engeren Sinne II und mittlerweile eben auch der Geschichtswissen 12 schaft. Und dies ist kein Zufall: Offensichtlich wird uns - angesichts von Umweltzerstorung, individuell-existentieller Krisenerfahrung etc. - jenes An dere, Kreaturlich-Animalische, nur scheinbar Verlassliche des menschlichen Selbst wieder bewusst, das zu verstehen dem westeuropaischen Menschen mit fortschreitender Zivilisation, gesellschaftlicher Verunsicherung und rapidem sozialem Wandel sukzessive abhanden gekommen ist. In diesem Sinne ist beispielsweise Gunter Grass' kritischer Blick auf die Konsequenzen der Aufklarung zu verstehen, dessen Bestandsaufnahme in den achtziger Jahren unserem Jahrhundert nur mehr Fortschrittswahn attestiert und der Ruckbesinnung des Menschen auf Natur und Kreatur, jener anderen Seite der Vernunft, in zahlreichen Essays, politischen Reden und schliesslich mit seinem apokalyptischen Buch Die Rattin (1986) entschieden das Wort redet. Auf die schwindende Zukunftsgewissheit der Menschheit thematisch wie asthetisch zu reagieren, so konstatierte Grass bereits 1982 in seiner Rede zur Verleihung des Internationalen Antonio-Feltrinelli-Preises in Rom, sei nicht zuletzt Aufgabe der Schriftsteller: Doch weiss ich, dass jenes Buch, das zu schreiben ich vorhabe, nicht mehr so tun kann, als sei ihm Zukunft sicher. Der Abschied von den beschadigten Dingen, von der verletzten Kreatur, von uns und unseren Kopfen, die sich alles und auch das Ende all dessen ausgedacht haben, musste mitgeschrieben werden."
Synopsis
In Kunst und Literatur sind Phantasien uber Tiere von jeher Ausdruck menschlicher Angste und Sehnsuchte gewesen. Ob die Weisheit des Elefanten, die Treue des Hundes, der Eigensinn der Katze oder die Freiheitsliebe der Vogel - all diese sprichwortlichen Attribute, die den Tieren im Volksglauben, in Marchen oder Uberlieferungen zugeschrieben wurden, sind in unserer heutigen Alltagskultur mehr denn je prasent. Die hier versammelten Beitrage gehen diesem Phanomen einer "Zoologie der Traume" sowohl unter kulturgeschichtlichen wie literarasthetischen Gesichtspunkten an einzelnen Beispielen der literarischen Moderne nach.