Synopses & Reviews
Synopsis
Bei den heutigen Angeboten und der Vielfalt der Moglichkeiten, das eigene Leben zu verwirklichen, fehlen den Menschen haufig die Wertmastabe rur ihre Uberlegungen, nach denen sie ihre Entscheidungen treffen sollen. Dieser Satz konnte in einem nachdenklichen Essay zur haufig beschworenen "Wertkrise" in unserer Gesellschaft stehen. Der Verfasser konnte weiter fort- fahren: "Was wir brauchen, ist ein umfassender Wertediskurs, eine Diskussi- on uber die zentralen Grundfragen, vor allem uber die Ziele, die wir in unse- rer Gesellschaft gemeinsam anstreben konnen . . . ." Zur Verwirklichung dieser Forderung bedurfte es eines krisenuberdauernden Uberzeugungsminimums zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen; es bedarf in jedem Fall gemeinsamer Werthaltungen, weIche geeignet sind, in einer auf Ge- winnmaximierung ausgerichteten Gesellschaft dennoch auf Handlungsfreiheit hin orientieren zu konnen. In der Tat: Die neunziger Jahre brachten uns zwar das Ende des Kalten Krieges in Europa, eine (vielleicht nur vorubergehende) Unterbrechung in den Systemauseinandersetzungen uber Moglichkeiten und Grenzen der individuellen Selbstbestimmung, jedoch wurde uber Zumutbar- keit und Chancen kollektiver Zielsetzungen mit Blick auf die Zukunft zu we- nig gestritten. Die ideologisch gepragten Auseinandersetzungen uber indivi- duelle versus kollektive Ziele sind fruher einmal Erkennungsmerkmal der Systemkonkurrenz zwischen einem privatwirtschaftlich dominierten und ei- nem sozialistisch praformierten Gesellschaftsmodell gewesen. Heute wird diese Kontroverse ohne grundsatzlichen Systemvergleich dadurch entscharft, da sie nur noch im Rahmen einer, in der allein ubriggebliebenen marktwirt- schaftlichen Ordnung geruhrt werden kann. Als nach dem Zusammenschlu beider deutscher Staaten das nunmehr gemeinsame Grundgesetz reformiert werden sollte, kam dabei 1994 wenig- stens eine kleine Revision bei der Formulierung von Staatszielen heraus.