Synopses & Reviews
Was tun Schülerinnen und Schüler im Unterricht und wie beziehen sie sich aufeinander, während sie gemeinsam am Unterricht „teilnehmen"? Die ethnographischen Analysen, die auf langfristigen Unterrichtsbeobachtungen beruhen, untersuchen die interaktive Bewältigung der Unterrichtsanforderungen in den verschiedenen Sozialformen des Unterrichts. Sie ermöglichen neue Zugänge zum Phänomen der Langeweile und zur Bedeutung von Zensuren im Unterrichtsalltag. Die Metapher des „Schülerjobs" meint die Schülertätigkeit als solche und zugleich die Haltung von Schülerinnen und Schüler gegenüber ihrem Tun.
Review
"Mit der Publikation sind [...] inhaltlich vor allem zwei Zugewinne verbunden: (1) Unterricht, in der traditionellen Didaktik meist im Sinne eines roten Fadens von der beabsichtigen Ablauforganisation/der Lehrperson her gesehen, erscheint unter dem ethnographischen Blick als viel komplexer, fragmentarischer und von vielfältigen Verhaltensroutinen durchzogen, auch als weniger steuerbar. Die Feinanalysen arbeiten dabei Idaliaiserungen von Unterrichtsmethoden entgegen - besonders deutlich angesichts von gruppen- und Freiarbeit. (2) Ein weiterer Wert der Arbeit liegt in ihrer Absage an Entfremdungstheorien. Schüler erscheinen hier nicht als Gefangene des Systems, die doch gerne ihrer ursprünglichen Neugier folgen würden, wenn man sie nur ließe. Sie bewältigen ihren Arbeitsalltag, nicht mehr, aber auch nicht weniger, durchaus auch lustvoll [...]. Auch methodisch ist der hier vorgestellte Blick wertvoll [...]." ZQF - Zeitschrift für Qualitative Forschung, 1+2-2008
Synopsis
Wir haben alle selbst zehn, zwolf, dreizehn Jahre oder langer als Schuler oder Schulerin am Unterricht teilgenommen. Wir kennen den Schulerjob aus eigener Anschauung nur zu gut. Was lasst sich daruber noch Neues sagen? In dieser unabweisbaren Bekanntheit des Untersuchungsgegenstandes liegt die grosste Herausforderung fur die vorliegenden Studien. Die Ethnographie eines so vertrauten Feldes, wie es der Schulunterricht darstellt, hat sich einem doppelten Gutekriterium zu stellen. Einerseits mussen die Leserin und der Leser sagen konnen: Ja, das stimmt, so habe ich es erlebt, das entspricht meiner Erf- rung ein harter Test fur die Validitat der Analysen. Andererseits muss die Lekture die Reaktion hervorrufen: So habe ich das aber noch nicht gesehen anderenfalls waren die Analysen uberflussig. Der Anspruch der in diesem Band prasentierten ethnographischen Studien muss es also sein, einen neuen Blick auf das (allzu) vertraute Geschehen des Unterrichtsalltages zu entwickeln. Dank Dieses Buch basiert auf einem Forschungsprojekt, das unter meiner Leitung von 2001 bis 2005 am Zentrum fur Schulforschung und Fragen der Lehrerbildung (ZSL) der Martin-Luther-Universitat Halle-Wittenberg durchgefuhrt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wurde. Das Projekt mit dem Titel Jugendkultur in der Unterrichtssituation zielte auf die grundlegende ethnographische Erkundung, wie Jugendliche mit schulischem Unterricht um- hen, wie sie die situativen und interaktiven Anforderungen des Unterrichts ha- haben. Viele Personen waren an der Entstehung dieses Buches beteiligt. Ihnen mochte ich an dieser Stelle meinen Dank aussprechen."
Synopsis
Was tun Schülerinnen und Schüler im Unterricht? Der Begriff "Teilnahme am Unterricht" wird in dieser Untersuchung, die auf langfristigen Unterrichtsbeobachtungen beruht, neu gefasst. Die grundlegende Differenzierung in Teilnahme und Nicht-Teilnahme legt Kriterien frei, die einen neuen Zugang zu den unterrichtswirklichen Problemen Leistungsbeurteilung, Zensurenfindung, Langeweile und letztlich den "Schülerjob" als Metapher für jede Form der Schülertätigkeit innerhalb von 45-Minuten-Einheiten ermöglicht.
About the Author
Dr. Georg Breidenstein ist Vertretungsprofessor am Fachbereich Erziehungswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Table of Contents
Ethnographische Feldforschung im Schulunterricht - Raum als knappe Ressource: Erweiterung des Spielraums - Zeit als reichliche Ressource: Langeweile und der Umgang damit - Dimensionen des Schülerjobs - Eigenleben der Zensuren