Synopses & Reviews
Dissentierendes Abstimmungsverhalten der Fraktionen sorgt nicht nur in den Medien, sondern auch in der Wissenschaft immer wieder für kontroverse Diskussionen. Zentrales Anliegen der Studie von Susanne Könen ist es, den Verlauf und die Ursachen dissentierenden Abstimmungsverhaltens zu erklären. Bisher gängige institutionelle Erklärungsansätze werden für exemplarisch ausgewählte ost- und westdeutsche Landtage widerlegt. Gleichzeitig wird die enorme Bedeutung der vorparlamentarischen und parlamentarischen Sozialisation für das sinkende Dissensniveau dieser ostdeutschen Landtage seit ihrer Konstituierung aufgedeckt. Damit leistet die Autorin einen innovativen, empirisch fundierten Beitrag zur Transformations- und Parlamentarismusforschung.
Synopsis
Mit ihrer Untersuchung legt Susanne Konen einen gewichtigen Beitrag zu Forschungen sowohl uber das deutsche parlamentarische Regierungssystem, den parlamentarischen Parlamentarismus, als auch zur Transformation der neuen Bundeslander aus einem autoritaren Regime in eine der reprasentativen Demokratien vor. Die Autorin geht von der Uberlegung aus, dass nach der Vereinigung o- deutsche Landtagsabgeordnete eigene Vorstellungen von der Arbeitsweise eines Parlamentes hatten entwickeln konnen, so dass sich in der ehemaligen DDR eine andere Form des Parlamentarismus als in den westdeutschen Bund- landern hatte entfalten konnen, was sich unter anderem in einem unterschi- lichen Umgang mit Fraktionsdisziplin geauert hatte. An diesem Punkt setzt die erkenntnisleitende Fragestellung der Arbeit an: Die Verfasserin fragt danach, wie es sich mit dissentierendem Abstimmungsverhalten in den ostdeutschen Landtagen im Vergleich zu den westdeutschen verhalt. Die These wird an- deutet, dass das Abweichen von der Fraktionsdisziplin in der 1. Legislat- periode der ostdeutschen Landtage deutlich hoher gelegen habe als in den we- lichen, im Laufe der Zeit jedoch eine Anpassung an Westdeutschland stattfinde. Doch steht im Zentrum des Erkenntnisinteresses die Frage, warum sich abw- chendes Abstimmungsverhalten in den ostdeutschen Landtagen wie entwickelt habe. Dabei fragt Frau Konen, ob die Funktionslogik des parlamentarischen Parlamentarismus entscheidend fur die Anpassung gewesen sei oder ob unter Umstanden spezifisch ostdeutsche Erklarungansatze gelten. Um ihrer Fragestellung nachzugehen, hat Frau Konen qualitativ-em- rische mit quantitativ-empirischen Methoden verbunden. In muhseliger Arbeit sind von ihr die namentlichen Abstimmungen in zwei ost- und zwei we- deutschen Landtagen uber drei Legislaturperioden hinweg ausgewertet worden.
About the Author
Dr. Susanne Könen promovierte bei Prof. Dr. Peter Lösche sowie Prof. Dr. Jens Borchert an der Universität Göttingen und war zudem an der dortigen sozialwissenschaftlichen Fakultät als Dozentin tätig. Sie befindet sich derzeit in Elternzeit.
Table of Contents
Einleitung - Abgeordnete im Spannungsfeld von Gewissensfreiheit und Fraktionsdisziplin: Theoretische Ansätze - Forschungsdesign - Dissentierendes Abstimmungsverhalten der beiden ost- und westdeutschen Landtage - Erklärungsansätze - Konklusion - Ausblick