Synopses & Reviews
Synopsis
Excerpt from Zum Gedchtniss des Grossen Krieges: Rede bei der Kriegs-Erinnerungsfeier der Kniglichen Friedrich-Wilhelms-Universitt zu Berlin, am 19; Juli 1895
Uns Aelteren ruft die heutige Feier die goldenen Tage unseres Lebens vor die Seele, die Tage, da Gottes Gnade unter Kampf und N oth und J ammer allen Trumen, aller Sehnsucht unserer Jugend ber jedes Hoffen hinaus die herrliche Erfllung schenkte. Und doch, indem ich zu reden beginne, empfinde ich lebhaft, wie tief sich die Welt in diesem Vierteljahrhundert ver wandelt hat. Nicht jede Zeit vermag das Grosse zu thun' nicht jede vermag es recht zu verstehen. Auf die Entscheidungsstunden der Geschichte folgt gemeinhin ein Geschlecht, das die eherne Stimme des gewaltigen Vlkerbildners, des Krieges, noch im eigenen Herzen nachzittern fhlt und sich mit jugendlicher Begeisterung des Errungenen freut. Aber ohne die bestndige Arbeit der Selbstbesinnung und Selbstpriifung schreiten die menschlichen Dinge nicht vorwrts. Neue Parteien mit neuen Gedanken treten auf sie fragen zweifelnd oder hhnend, ob das erreichte Ziel der gebrachten Opfer werth gewesen. Die Feldherren der Schreib stube berechnen, was sich wohl auf dem geduldigen Papiere noch vollkommener htte gestalten lassen; betriebsame Aehrenleser Spurenemsig all das Widrige und Hssliche auf, was sich, wie der Schwamm an den Eichbaum, an jedes mchtige Menschenwerk ansetzt, und ber der Flle des Tadels gehen leicht Freude und Dank verloren. Es bedarf meist einer langen Frist, bis sich ein Volk entschliesst, das Grosse seiner Vergangenheit wieder im Grossen zu sehen. Der hohe Sinn des Befreiungskrieges ist der Mehrzahl der Deutschen doch erst fast ein halb Jahrhundert nachher durch die Werke von Hausser, Droysen, Bernhardi, Sybel erschlossen worden. Lassen Sie uns heute von allem Kleinlichen absehen und nur der sittlichen Mchte gedenken, die in dem glcklichsten aller Kriege walteten.
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